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Mit Herz und Verstand für Schaafheim, Mosbach, Radheim und Schlierbach

Nov. 7, 2025 | Gemeinde, Haushalt

Rede zum Haushaltsplan 2026 von Patrick Kelley, Vorsitzender der FWG-Fraktion

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen, verehrte Gäste und Vertreterinnen und Vertreter der Presse,

heute ist ein besonderer Abend. Nicht nur, weil wir über den Haushaltsplan für 2026 sprechen – Zahlen, Tabellen und Posten, die auf den ersten Blick abstrakt wirken, aber im Kern die Geschichte unserer Gemeinde erzählen. Sondern auch, weil es die letzte Haushaltsrede dieser Legislaturperiode ist. In ein paar Monaten findet die Kommunalwahl statt, und niemand weiß, ob wir in dieser Runde je wieder so zusammensitzen werden. Es ist also ein Moment des Innehaltens – ein Rückblick und ein Nach-vorn-Denken zugleich.

Wenn ich auf die vergangenen Jahre zurückblicke, dann sehe ich nicht nur Paragrafen und Abstimmungen, sondern auch unzählige Debatten – mal sachlich, mal leidenschaftlich. Es gab Sitzungen, die uns bis spät in den Abend festhielten und mehr Energie gekostet haben, als uns lieb war. Aber es gab ebenso Momente, die uns stolz machten. Momente, in denen wir wirklich gespürt haben: Ja, jetzt haben wir gemeinsam etwas bewegt. Natürlich gab es Meinungsverschiedenheiten. Das ist in einer Demokratie so selbstverständlich wie der Sonnenaufgang. Aber das Entscheidende war: Wir haben nie vergessen, dass wir alle ein gemeinsames Ziel verfolgen – nämlich die besten Entscheidungen für unsere Gemeinde zu treffen.

Und wenn wir zurückschauen, dann erkennen wir: Es hat sich gelohnt. Denn hinter den nüchternen Zahlen der Haushaltsplanungen verbergen sich nicht nur Summen, sondern echte Geschichten – Geschichten, die sich in unseren Projekten widerspiegeln. Zum Beispiel der Neubau des Waldkindergartens, die Erweiterung der KiTa Mosbach oder die Förderung von Tagespflegepersonen. Auf dem Papier sind das Investitionen – aber im tatsächlichen Leben sind sie etwas ganz anderes: Sie sind Entlastung für Eltern, Sicherheit für Kinder und Freiheit für Familien.

Unser gemeinsames Projekt „Sicherer Schulweg“ sieht auf den ersten Blick fast bescheiden aus. Hier und da eine Markierung, Verkehrsberuhigungen oder vielleicht ein Schild mehr. Aber fragen Sie einmal ein Kind, das morgens angstfreier und selbstbewusster zur Schule gehen kann, ob das ein „kleines“ Projekt ist. Für dieses Kind macht es einen großen Unterschied – und am Ende vielleicht sogar für seine gesamte Entwicklung.

Wir haben unser Schwimmbad, die Sporthalle und die Jugendplätze modernisiert. In den Haushaltsunterlagen stehen dafür Zahlen, Baukosten, Beträge. Aber in der Wirklichkeit sind diese Orte doch etwas viel Größeres: Sie sind Räume der Begegnung, des Miteinanders, des gemeinsamen Erlebens. Hier entstehen Freundschaften, Gemeinschaft, Erinnerungen. Und wenn wir ehrlich sind: Kein Mensch erinnert sich Jahre später an die exakte Summe, die dafür veranschlagt wurde. Aber viele erinnern sich an die erste Rutsche, an das entscheidende Tor oder an lange Sommerabende mit Freunden, die dort verbracht wurden.

Ähnlich verhält es sich mit unseren neuen Wohnbaugebieten „Am Mischborn“ und „Auf dem Bürgel“. In den Akten sind es Flächen, Parzellen, Planungsunterlagen. Doch im Alltag sind sie die Grundlage für neue Nachbarschaften, neue Geschichten, für Familien, die hier ihre Zukunft bauen. Und mit der Sanierung bzw. dem Neubau der Eichwald Schule schaffen wir Räume, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern vielleicht auch Abenteuer ermöglichen – Räume, die Kinder prägen werden, ohne dass sie es bewusst merken.

Das Herzstück unserer Gemeinde sind aber die Vereine. Sie sind bunt, vielfältig und unverzichtbar. Sie tragen das Gemeindeleben, sie machen uns lebendig. Aber ohne die vielen Ehrenamtlichen gäbe es dieses Vereinsleben nicht. Menschen, die ihre Freizeit schenken, um für andere da zu sein – nicht für Dank oder Anerkennung, sondern aus Überzeugung. Gemeinschaft lebt vom Mitmachen. Und deshalb gebührt ihnen unser aufrichtigster Dank.

Aus dieser Überzeugung heraus, dass Gemeinschaft vom Mitmachen lebt, haben wir als FWG zudem manches angestoßen, das zunächst unscheinbar erschien, aber große Wirkung entfaltet hat. Zum Beispiel die Einwohnerfragestunde. Ein neuer Tagesordnungspunkt könnte man sagen. Jedoch in der Praxis hat sich daraus ein Raum entwickelt, in dem die Bürgerinnen und Bürger direkt Fragen stellen können. Politik sollte eben kein Monolog sein, sondern ein Dialog. Diese Viertelstunde ist Ausdruck genau dieses Verständnisses.

Und genau auf diesem Fundament von Bürgernähe und Mitbestimmung setzen wir uns auch in den politischen Diskussionen klar und entschieden für die Interessen der Menschen vor Ort ein. So haben wir uns – als FWG – im Zusammenhang mit dem Rad- und Fußweg zwischen Schaafheim und Ringheim sowohl gegen eine geplante Verbreiterung als auch gegen eine Nutzung als Wirtschaftsweg ausgesprochen. Ebenso haben wir die Verkleinerung der Gemeindevertretung abgelehnt. Denn weniger Sitze hätten bedeutet, dass sich weniger engagierte Bürgerinnen und Bürger einbringen können. Demokratie lebt nicht von Verkleinerung, sondern von Teilhabe.

Dieses Engagement für Beteiligung und Offenheit zeigt sich auch in Projekten, die unsere Gemeinde bereichern. Ein Beispiel dafür ist der neue Wald-Aktiv-Pfad in Mosbach, der seit März für alle geöffnet ist. Mit seinen Stationen zum Entdecken, Lernen, Spielen und Bewegen lädt er Jung und Alt gleichermaßen ein. Entstanden ist er durch die Initiative unseres Ortsvorstehers in Mosbach, gemeinsam mit engagierten Einwohnerinnen und Einwohnern rund um den Kulturverein. Die Gemeinde Schaafheim hat hierfür die Schirmherrschaft übernommen, unterstützt durch die fachliche Begleitung des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald und HessenForst.

Solche positiven Entwicklungen zeigen, wie viel wir gemeinsam erreichen können. Gleichzeitig dürfen wir aber nicht übersehen, dass wir auch an Grenzen stoßen, besonders finanziell. Die Ausgaben dieser Legislaturperiode sind deutlich gestiegen und werden weiterhin steigen – für Sanierungen, für den Umbau des Rathauses, für Personal. Der Haushalt für 2026 weist zum dritten Mal in Folge ein Defizit aus – und dieser Fehlbedarf fällt im Ergebnishaushalt mit rund 1,7 Mio. € höher aus als jemals zuvor. Kein schöner Befund – das muss man ehrlich sagen. Dennoch ist es gelungen, zusätzliche Belastungen für die Einwohner unserer Gemeinde dort zu vermeiden, wo es möglich war. Unsere Initiative zur Grundsteuerreform zeigt Wirkung. Auch im Haushaltsjahr 2026 ist keine Erhöhung der Grundsteuer vorgesehen. Damit setzen wir ein bewusstes Zeichen für Augenmaß und Nähe zu den Menschen in unserer Gemeinde. 

Doch finanzielle Aspekte sind nur ein Teil der Herausforderungen unserer Gemeinde. Viele entscheidende Fragen lassen sich nicht allein in Zahlen oder Tabellen ausdrücken, sondern betreffen die langfristige Entwicklung unserer Heimat. Dazu zählen beispielsweise Themen wie der Sandabbau oder die Windkraft – Bereiche, in denen wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Interessen aufeinandertreffen und sorgfältige Abwägungen erforderlich sind.

Der Sandabbau ist dabei ein besonders sensibles Thema. Hier prallen wirtschaftliche Interessen und der Schutz von Natur und Lebensqualität unübersehbar aufeinander. Wir hatten gehofft, mit dem Grundstückstausch westlich des Eichenwegs ein echtes Naturschutzgebiet zu schaffen – einen Ort, der Anwohnerinnen und Anwohner dauerhaft vor Lärm und Staub schützt. Am Ende blieb von unserem Antrag nur eine Absichtserklärung. Das war enttäuschend, keine Frage. Aber es zeigt auch: Manche Kämpfe brauchen Geduld, Ausdauer und den Mut, nicht nach der ersten Niederlage aufzugeben. Wir werden weiter dafür eintreten – weil wir überzeugt sind, dass es richtig ist.

Gerade deshalb möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um auf die Bedeutsamkeit des heutigen Tagesordnungspunktes „Regionalplan Südhessen“ aufmerksam zu machen. Dieser beinhaltet die Stellungnahme unserer Gemeinde zur Herauslösung des Sandabbau-Vorbehaltsgebiets westlich des Eichenwegs. Es ist wichtig, dass wir als Gemeinde hier klar und rechtzeitig Stellung beziehen – denn die Abgabefrist endet bereits in rund sechs Wochen.

Auch die Diskussion um die Windkraft erweist sich als ebenso vielschichtig und herausfordernd. Sie verändert unsere Landschaft und löst unterschiedliche Reaktionen aus. Für die einen ist sie ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende, für die anderen ein Eingriff in Natur, Lebensqualität und das vertraute Landschaftsbild. Uns ist wichtig, dass bei allen Entscheidungen sowohl ökologische Aspekte als auch die berechtigten Anliegen der Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt werden. Es geht darum, einen ausgewogenen Weg zu finden – einen Weg, der Klima- und Umweltschutz ebenso im Blick hat wie die Interessen unserer Gemeinde und ihrer Menschen.

An dieser Stelle wird eine unserer größten Aufgaben deutlich. Während wir bei großen Themen, wie dem Sandabbau und der Windkraft, um Ausgleich und Nachhaltigkeit ringen, dürfen wir die ganz praktischen Fragen des Alltags nicht aus dem Blick verlieren. Etwa die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung, das Wohnen im Alter, die Nahversorgung gerade für Schlierbach und Radheim sowie den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV). Dabei fällt auf, dass große Projekte oft erstaunlich schnell geplant und umgesetzt werden, während kleinere Vorhaben – wie die Überarbeitung der Gemeinde-Internetpräsenz – sich über Jahre hinziehen können. Umso erfreulicher ist, dass die neue Webseite nun seit acht Wochen online ist und vor Kurzem sogar ein WhatsApp-Kanal der Gemeinde Schaafheim eingerichtet wurde, der einen Beitrag zu mehr Service und Transparenz leisten soll. Zugleich sehen wir, dass es dennoch Beschlüsse gibt, die scheinbar in ihrer vollständigen Umsetzung in Vergessenheit geraten. Zum Beispiel bei den zahlreichen angebotenen Erste-Hilfe-Kursen fehlte ein Kurs speziell zur Ersten Hilfe am Kind, ergänzend zu unserem Antrag aus dem letzten Jahr. Genau deshalb wollen wir Transparenz schaffen. In der nächsten Legislaturperiode wollen wir dazu beitragen, dass alle Beschlüsse der Gemeindevertretung und der Ortsbeiräte öffentlich und nachvollziehbar dokumentiert werden. Politik darf nicht im Protokoll verstauben. Vertrauen entsteht nicht durch schöne Schlagzeilen, sondern durch Verlässlichkeit.

Mit unserer Zustimmung zum Haushaltsplan 2026 verfolgen wir ein klares Ziel: ein lebenswertes, generationenfreundliches Schaafheim, Mosbach, Radheim und Schlierbach. Wir wollen eine nachhaltige Entwicklung, transparente Politik, starke Vereine und Bildungseinrichtungen, die Kindern und Jugendlichen Chancen eröffnen. Die Herausforderungen sind groß. Umso wichtiger ist es, dass wir zusammenarbeiten, die Menschen einbeziehen und Entscheidungen sorgfältig abwägen.

Politik ist nicht immer einfach. Sie ist anstrengend, manchmal frustrierend, oft mühsam. Aber sie lohnt sich – weil sie das Leben vor Ort verändert. Für mich ist Politik mehr als Zahlen und Paragraphen. Sie ist Verantwortung. Sie ist Hoffnung. Lassen Sie uns auch in Zukunft gemeinsam mit Herz und Verstand für unsere Gemeinde Schaafheim arbeiten. Denn Politik darf nie das Ende eines Gesprächs sein, sondern muss immer der Anfang sein.

Zum Schluss möchte ich Danke sagen. An den Bürgermeister, die Verwaltung und ihre Mitarbeitenden, die Beschlüsse in die Realität umsetzen. An die Kolleginnen und Kollegen in der Gemeindevertretung und in den Ortsbeiräten – für Debatten und Zusammenarbeit. An all die Menschen in unserer Gemeinde, die mit ihren Ideen und ihrem Engagement Politik erst lebendig machen. An die Schaafheimer Zeitung für ihre sachliche Berichterstattung. Und ganz besonders – gestatten Sie mir diese Geste – an meine Fraktion. Danke für euer Vertrauen, eure Unterstützung und eure Wertschätzung.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Patrick Kelley – Fraktionsvorsitzender der FWG-Schaafheim